Alopezie

Alopezie ist der Fachausdruck für den Haarausfall und tritt in vielfältigen Formen auf, je nach ihrem Muster, Schweregrad und Dauer.
Der medizinische Begriff „Alopezie“ stammt aus einem Altgriechischen Wort, welches „Fuchs“ bedeutet.
Der Haarausfall nimmt normalerweise die folgenden Verlaufsformen an:

  • In einem wiederkehrenden Zyklus fällt das Haar aus und wächst wieder nach.
  • Das Haar fällt aus und dann wächst es nach, aber mit Veränderungen beim Haarschaft.
  • Das Haar fällt aus verschiedenen Kopfhautarealen aus und dann wächst es wieder nach, ohne dass sich weiterer Haarausfall einstellt.

Je nach ihrer Form wird Alopezie zwischen vernarbender und nicht vernarbender Alopezie unterschieden.

Nicht Vernarbende Alopezie

Androgenetische alopezie

Sie ist die häufigste Form von männlichem Haarausfall. Sie ist verantwortlich für 95% der Haarverlustfälle bei Männern.
Haarlichtung stellt sich im frontalen Bereich der Kopfhaut und am Scheitel ein. Der hintere und seitliche Bereich des Schädels behalten den größten Anteil ihrer Haare.

Darauf hinzuweisen ist, dass im Anfangsstadium der Auftritt der Lichtung zur Miniaturisierung (fortschrittlichen Schrumpfung der Haare) zuzuschreiben ist.
Erblichkeit, die Wirkung von Androgene und zunehmendes Alter bilden die 3 Einflussfaktoren, die androgenetische Alopezie auslösen. Als wirksamste Lösung für die Behandlung der Androgenetische Alopezie hat sich die Haarverpflanzung erwiesen.

Physiologische alopezie

Normalerweise, verliert man täglich 50-100 Haare, was kein Anlass zur Sorge ist. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Haarzyklus asynchron erfolgt und tagtäglich ein Anteil der in der Telogenphase befindlichen Haare ausfällt.
Eine übliche Form von physiologischer Alopezie ist der saisonale Haarausfall, der vor allem im Herbst und Frühling als Folge der Haarfollikel reaktion auf die jahreszeitlichen Wechsel bemerkt wird.

Alopecia Areata

Das klinische Erscheinungsbild der Alopecia Areata, die ebenfalls kreisrunder Haarausfall genannt wird, stellt vollständig haarlose Stellen auf den Kopf dar, während die Kopfhaut selbst intakt bleibt. Die Haare im Randebereich der kahlen Stellen sind vom kleinen Durchmesser und der Haarschaft verbreitert sich im obersten Abschnitt (sogenannte Ausrufezeichen-Haare).

Beim kreisrunden Haarausfall schreitet der Haarverlust meistens rasch fort. In manchen Fällen, tritt der Haarausfall schrittweise in unregelmäßigen Abständen auf. Der kreisrunde Haarausfall betrifft sowohl Männer als auch Frauen und sogar Kinder. Die Wahrscheinlichkeit, dass man von kreisrundem Haarausfall betroffen wird, ist 1%. Zugrunde rund 25% aller Fälle von kreisrundem Haarausfall liegt die Erblichkeit.
Bei etwa 20% aller Fälle, kommt es zum Rückfall oder sogar zur andauernder Alopezie.

Einflussfaktoren, die entscheidend zum Auftritt und Verlauf des kreisrunden Haarausfalls beitragen, können folgende sein:
a) Genetische
b) Psychische
c) Immunologische

Das klinische Erscheinungsbild des kreisrunden Haarausfall stellt unter anderem folgendes dar:

1)  Simple Muster.

2)  Weitgehende Muster.

3)  Peripheren Haarausfall (Ophiasis), der temporal, retroaurikulär, okzipital und zervikal erscheint.

4) Alopecia areata Totalis, bei welcher das Kopfhaar, die Augenbrauen und die Wimpern ausfallen.

5)  Alopecia areata Universalis, bei der die gesamte Körperbehaarung verloren geht.

6)  Alopecia areata Diffusa, bei der es zum diffusen Haarverlust kommt.

Ursachen/Behandlung des kreisrunden haarausfalls

Der kreisrunde Haarausfall ist eine Autoimmunerkrankung; der Organismus betrachtet die Haarfollikel als Fremdkörper und greift sie an.

Das Abwehrsystem des Organismus, anhand der T-Lymphozyten, zwingt die Haarfollikel vorzeitig in die Telogenphase (Endphase des Haarzyklus) überzugehen. Im Anschluss an die Telogenphase, die 3-4 Monate dauert, fällt das Haar aus.
Nur wenn der Angriff gegen die Haarfollikel zum Stillstand kommt, wird das Haar in der Lage sein, nachzuwachsen.

Obwohl die vorgenannte Ursache als die vorherrschende Erklärung für den Auftritt von Alopecia areata gilt, kann der kreisrunde Ausfall auch erblich-bedingt sein.
In manchen Fällen ist keine Behandlung notwendig zur Therapie von Alopecia areata und das Haar wächst wenig später nach.

Die Behandlung der Alopecia areata kann topisch oder systemisch erfolgen. Der kreisrunde Haarausfall wird normalerweise durch Kortison hautärztlich behandelt.
Die Wirksamkeit jeder Therapie hängt vom Muster, Umfang und der Periodizität des Phänomens ab.

Eine Haarverpflanzung könnte nur in gewissen Fällen durchgeführt werden.

Telogen effluvium

Telogen Effluvium, das auch Alopecia diffusa genannt wird, ist eine Haarverlustart, welche durch diffusen Ausfall der Haare gekennzeichnet ist. Sie tritt eventuell auf, wenn der Haarzyklus plötzlich abgebrochen wird.
Etwa 80% der Haare befinden sich in der Anagenphase, allerdings können sie infolge eines gewissen auslösenden Ereignisses frühzeitig in die Telogenphase übergehen, welche die Endphase des Haarzyklus, also die Ruhephase, ist.
Letztere dauert 3-4 Monaten und schließt sich mit dem Ausfall des Haares ab, indem letzteres durch das nachwachsende Haar herausgeschoben wird. Während dieser Phase kann diffuser Haarverlust vorkommen.

Der diffuse Haarausfall kann die gesamte Körperbehaarung betreffen, obwohl typischerweise nur die Kopfhaut befallen ist.
Eigentlich, haben wir alle diffusen Haarausfall während unseren ersten Lebensmonaten erlebt.

3 Formen von diffusem Haarausfall lassen sich voneinander unterscheiden:

  • Akuter– wenn der Haarausfall rasch vonstatten geht.
  • Subakuter– wenn der Haarausfall über mehrere Monate fortdauert.
  • Chronischer– wenn der Haarausfall zumeist ein wiederkehrender Prozess ist, welcher jeweils mehr als 6 Monate dauert.

Die Einstellung des Normalverlaufs des Haarzyklus kann als Folge einer Stoffwechselstörung (Chemotherapie, Schwangerschaft, Pubertät, chirurgischer Eingriff, heftiger Stress und chronische Erkrankungen), eines seelischen Schocks oder eines systemischen körperlichen Anfalls eintreten. Der Haarausfall setzt erst 3 Monate nach dem belastenden Erlebnis ein und kann eventuell sogar 50% der Haare in seltenen Fällen betreffen.
In einigen Fällen, lassen sich die Ursachen von Telogen Effluvium nur schwierig erkennen, weil ein Zeitraum von 3 bis 4 Monaten zwischen dem auslösenden Ereignis und dem Ausbruch der Symptome verläuft.

Die häufigsten Ursachen von Telogen Effluvium sind:

  • Krankheiten, heftige physische oder psychische Schocks.
  • Menopause.
  • Schwangerschaft und Geburt.
  • Strenge Schlankheitsdiäten.
  • Postoperativer Stress.
  • Anämie.
  • Schilddrüsenstörungen.
  • Chronische Erkrankungen / zum Beispiel: Lupus erythematodes, Leber- oder Nierenprobleme.
  • Schwermetallvergiftung (z.B. Blei, Quecksilber, Cadmium).
  • Schutzimpfungen.
  • Einige Medikamente / zum Beispiel: nicht-steroidale Antirheumatika, Retinoiden und Antikoagulantien.
  • Empfängnisverhütende Pillen, zu Beginn oder am Ende der Einnahmeperiode.

Geburt

Manche Frauen werden von postpartalem Telogen Effluvium betroffen, der  3 Monate nach der Geburt wegen hormonellen Umstellungen eintritt.
Als Folge der hohen Östrogen- und Progesteronespiegel, die während der Schwangerschaft verzeichnet werden, wird ein erhöhter Anteil von Haaren in der Anagenphase behalten.

Aber wegen der darauf folgenden Abnahme der Hormonspiegel, gehen die Haare ins Telogen ein, was zum vermehrten Haarausfall führt.
Dies ist allerdings ein reversibles Phänomen, das 9 Monate nach der Geburt infolge der Wiederherstellung des hormonellen Gleichgewichts völlig umgekehrt wird.

Behandlung von Telogen Effluvium

In den meisten Fällen, ist Telogen Effluvium ein umkehrbares Phänomen. Die Haarfollikel bleiben intakt und wenige Monate nach dem Ausbruch wachsen die Haare wieder nach.
In manchen Fällen kann allerdings der diffuse Haarausfall ein Anzeichen für eine aufkommende androgenetische Alopezie sein: die Haare wachsen dünner nach.

Wenn das Telogen Effluvium anhält und dazu neigt, chronisch zu werden, sollte weitere Diagnose zur Bestimmung der pathologischen Ursache gestellt werden.
Lässt das Telogen Effluvium nach, dann ist eine Haarverpflanzung nicht empfohlen.

Anagen effluvium

Das Anagen Effluvium tritt als plötzlicher Haarausfall infolge chemischen oder toxischen Vergiftung oder sogar Bestrahlung, z.B. bei Chemotherapie, auf.
Der Haarverlust wird innerhalb 1-3 Wochen beobachtet, nachdem man den vorgenannten Faktoren ausgesetzt worden ist.
Im Regelfall wächst das Haar nach, wenn die Ursache beseitigt worden ist. Aus diesem Grund, ist eine Haarverpflanzung nicht empfohlen.

Chemotherapie

Rascher, massiver Haarverlust ist eine Nebenwirkung von Chemotherapie, welche normalerweise 90% der Haare beeinträchtigt. In den meisten Fällen, kommt es nach Beendigung der Behandlung wieder zum normalen Haarwuchs.

Strahlentherapie

Der Haarausfall kommt nur auf den befallenen Kopfhautarealen vor. Der aus Niederfrequenzstrahlung entstehende Haarausfall kann reversibel sein, aber es ist mit Veränderungen in der Haarqualität zu rechnen.

Durch Belastende Faktoren Bedingte Alopezie

a)  Diffuser Haarausfall als Folge von Hormonstörungen (Hypothyreose, Hyperthyreose, Diabetes, Schwangerschaft, empfängnisverhütende Mittel, Menopause).

b)  Diffuser Haarausfall als Folge von Medikamenteneinname oder Kontakt mit Chemikalien (Thyreostatika, Antikoagulantien, Überdosis Vitamin A, Borsäure, Thallium-Salzen, Insektiziden, andere chemische Verbindungen).

c) Diffuser Haarausfall als Folge von Mangelernährung oder Stoffwechselstörungen (Mangel an Protein, Eisen, Zink oder essentiellen Fettsäuren, etc).

Vernarbende Alopezie

Klinische Beschreibung: Zerstörte Haarfollikel, Narbenbildung an der Haut und dauerhafte Alopezie. In vielen Fällen, stellt sie sich in eine milde Form ohne Symptome ein und schreitet schleifend fort.
Einige Menschen hingegen leiden unter heftiger Entzündung – gewöhnlich unter der Hautoberfläche –, die rasch fortschreitet und vom Schmerz, Juckreiz und Brenngefühl begleitet wird.

Die narbige Alopezie lässt sich zwischen primäre und sekundäre Alopezie unterscheiden.

Bei der primären narbigen Alopezie, wirkt sich die Entzündung lediglich auf die Haarfollikel aus, während bei der sekundären narbigen Alopezie die Entzündung als Begleiterscheinung auftritt oder von äußeren Faktoren hervorgerufen wird (Verbrennungen, Infektionen oder Bestrahlung).

Zu den Ursachen der narbigen Alopezie zählen:

  • Entwicklungsstörungen und  Erbkrankheiten  (z.B. Aplasie der Haut).
  • Entzündliche Infektionen.
  • Neoplasie der Haut.
  • Hautkrankheiten wie Flechten, Sklerodermie, Sarkoidose, systemischer Lupus erythematodes, etc.
  • Mechanische Verletzungen, Verbrennungen, Radiodermatitis.

Traumatische Alopezie

a) Trichotillomanie

Trichotillomanie ist eine Form von selbstauferlegter narbiger Alopezie, bei welcher der Patient das zwanghafte Bedürfnis aufweist, seine eigene Haare zu ziehen und auszureißen, indem er seine Haare um den Finger herum wickelt.
Nachdem dieses Bedürfnis entsprechend behandelt worden ist, kann die Haarverpflanzung als eine sehr gute Haarverdichtungsmöglichkeit sich erweisen.

b) Traktionsalopezie

Traktionsalopezie wird vom wiederholten Zupfen der Haare verursacht und normalerweise betrifft Frauen, die bestimmte Frisuren tragen und ihr Haar auf Dauer nach hinten straffen.
Die wiederholte Reibung oder dauerhafte Straffung kann wegen der Entzündung der Haarfollikel dem Haar irreversiblen Schaden zufügen.
Danach wächst das Haar nicht mehr. In diesem Fall, stellt die Haarverpflanzung eine gute Lösung dar.

c) Alopezie als folge einer Verletzung

In manchen Fällen, stellt sich die Alopezie als Folge einer Verletzung ein (Verbrennung, Unfallschaden etc), die sogar die tiefsten Haarfollikel enthaltenden Hautschichten zerstören kann.
In vielen solchen Fällen hat sich die Haarverpflanzung als die angemessene Lösung bewährt.

Links:

www.naaf.org                         NATIONAL ALOPECIA AREATA FOUNDATION

www.aad.org                          AMERICAN ACADEMY OF DERMATOLOGY

www.carfintl.org                    CICATRICIAL ALOPECIA RESEARCH FOUNDATION